Fluter im LED-Zeitalter

Die typische Schweizer Mehrzweckhalle, die vor der LED-Ära gebaut wurden, zeichnet sich durch eine grosse Anzahl von Halogen-Flutern als Flächenlicht von den Oberlicht- und Gegenlichtzügen aus. Verbaut wurden typischerweise preiswerte Geräte, die, ohne das Budget zu sprengen, eingeplant werden konnten. Farbfilter können zwar in die Fluter eingesetzt werden, das Vergnügen ist aber meist von kurzer Dauer und Farbfilter verbrennen meistens schnell. 

Mit dem Umstieg auf LED war die Nachfrage nach einem 1:1 Ersatz da, interessanterweise gab es in diesem Bereich sehr wenig. Meist waren die LED-Fluter entweder nicht lichtstark genug oder zu teuer. Deshalb mussten neue Ansätze gesucht werden. Wir zum Beispiel verkaufen für diesen Zweck oft den CLF Hera LED-PAR RGBWAUV mit passendem Streufilter. Ein mehr als adäquate Alternative mit Vorteilen, aber halt kein Fluter, wie sich das viele gewohnt waren.

Kürzlich hat CLF mit dem Softlight 100 und 200 zwei Softlichter mit variabler Farbtemperatur vorgestellt. Hauptsächlich für den Studio- und wachsenden Streamingmarkt gedacht, weisen die photometrischen Werte darauf hin, dass sie durchaus als Ersatz für 500 W und 1000 W Fluter eingesetzt werden könnten. 

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Wir haben deshalb die beiden neuen Geräte genauer angeschaut und einige eigene Messungen gemacht. 

Zum Aussehen der Produkte: Die beiden Geräte kommen daher, wie man es von vielen anderen Softlights kennt. 432 bzw. 864 Bi-color-LED sind flächig angeordnet und sorgen für den nötigen Lichtstrom. Das dieser Ansatz zwar kostengünstig ist, aber auch seine Tücken hat, hierzu später mehr. Problematisch kann die Blendwirkung beim Ansatz an Oberlichtzügen sein. Glücklicherweise befinde sich eine Torblende im Lieferumfang. Wie bei vielen LED-Scheinwerfer ist ihr Nutzen gering, dient aber gut als Blendschutz. 

An Anschlüssen verfügen die Geräte über Powercon True1 In und Out, sowie DMX In/Out über XLR 5pol Ports. Über zwei Drehpotis können Helligkeit und Farbtemperatur direkt am Gerät gewählt. Eine grossartige Möglichkeit für den mobilen und temporären Einsatz. 

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Der erste Eindruck beim Einschalten ist zuerst einmal nichts. Nichts im Sinn von keinem Licht, beide Fluter sind auf den ersten Blick äusserst hell, sondern nichts im Sinne von störenden Lüftergeräuschen. Beide Geräte sind zwar lüftergekühlt aber sehr leise, selbst wenn sie etwas mehr gefordert werden. Das Dimmverhalten ist auch im unteren Bereich gut. 

Für den Helligkeitsmessung haben wir die Softlight mit Halogenfluter Selecon Hui, 500 W, und Selecon Lui, 1000 W, verglichen. Schaut man sich nun die Messdaten an, dann fällt auf, dass die Beleuchtungsstärke rund doppelt so hoch ist wie der entsprechende Halogenfluter. Und dies über den gesamten Farbtemperaturbereich. CLF hat hier ganz offensichtlich die Software so angepasst, dass die Beleuchtungsstärke konstant bleibt und an den Enden nicht einbricht. 

Beim weiteren Messen am Rand fällt auf, dass die Beleuchtungsstärke des Softlight schnell abnimmt, während diejenige des Fluters relativ lange konstant bleibt. Dies ist sicher ein Indikator darauf, dass es sich hier nicht zwingend um einen 1:1 Ersatz handelt, sondern bei der Planung diese Charakteristik miteingerechnet werden soll. Selbstverständlich bringt diese Charakteristik auch seine Möglichkeiten und Vorteile, nicht zuletzt ist eine höhere mittlere Beleuchtungsstärke möglich als mit herkömmlichen Flutern.

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Schaut man sich die weiteren Messdaten an, dass die Farbwiedergabe über den gesamten Farbtemperaturbereich konstant hoch ist (CRi/TLCI >98). 

Softlight 100 und 100 sind zwei sehr gute Softlights mit einem tollen Preis-/Leistungsverhältnis. Sie können äusserst vielseitig eingesetzt werden und mit Sicherheit werden sie viele zufriedene Nutzer finden. Sind sie nun der lange gesuchte Fluter-Ersatz? Absolut, sie können problemlos dafür genutzt werden. Sie sind lichtstark, leise und haben einen guten Preis. Aber ganz ehrlich, wollen wir wirklich zu den Zeiten zurück als man einen grossen Teil eines Beleuchtungssystem mit Fluter ausgestattet hat? Es ist zu hoffen, dass wir in der Zwischenzeit gelernt haben, Konzepte etwas kreativer zu gestalten.  

 

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