Lichtnetzwerk

“Wie kann es sein, dass ein einfacher RGBW PAR 12 DMX-Kanäle benötigt? Wenn sie sich bereits so oder so ähnlich gewundert haben, und es ist tatsächlich so, dass Scheinwerfer immer mehr DMX-Kanäle benötigen, dann ist es vielleicht Zeit sich mit dem Thema Netzwerk zu beschäftigen. 

 

Die 512-Kanäle pro Kabel bei der Definition von DMX512 vor 35 Jahren selbst für Grossinstallation als ausreichend angesehen wurde. Heute werden Sie mehr und mehr zum Nadelöhr. Wer keine Lust hat mehrere DMX-Kabel vom Steuerpult zur Bühne zu ziehen, für den könnten "Netzwerke" eine Lösung sein.  

 

Für alle diejenige ohne Vorwissen zum Thema haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt. Der Aufbau eines Netzwerks kann auch mal aufwändig werden, der Blog hat dabei nicht den Anspruch alle Fragen zu beantworten, sondern nur ein Einstieg in das Thema zu erleichtern.

 

1) Wieso nochmals genau setzt man im Bühnenlicht ein Netzwerk ein?

Das Limit von 512 Kanälen pro Kabel (ein sogenanntes Universe) ist heute schnell erreicht, selbst in kleinen Events oder Installationen kommt man schnell auf mehrere DMX Universes. Grosse Events mit dutzenden oder hunderten DMX-Universes sind keine Seltenheit mehr. Statt für die DMX-Übertragung entsprechend viele Kabel zu ziehen, kann dies über ein (IT-) Netzwerk nur mit einem Kabel erfolgen

 

2) So DMX über ein Netzwerk ist wie DMX einfach mit einem anderen Kabel? 

Nicht ganz. Der grosse Unterschied ist die Verkabelung. DMX ist eine sogenannte Bus-Verkabelung. Dies bedeutet, dass das Signal von einem Scheinwerfer zu nächsten durchgeschlauft wird. Netzwerke haben hingegeben eine Stern-Typologie. Die Verkabelung erfolgt von einem Netzwerk-Switch sternförmig auf die einzelnen Geräte (es gibt allerdings ausnahmen). 

 

netzwerk_2

 

3)  Und wie ist definiert wie DMX über das Netzwerk transportiert werden?

Dies ist im Netzwerkprotokoll festgelegt. Neben herstellerspezifischen Protokollen (MA-NET, ETCNet, KiNet, HogNet) findet man am häufigsten Art-Net und sACN. Diese beiden Protokolle findet man heute in den meisten netzwerkfähigen Geräten. Wir empfehlen den Einsatz von sACN.Zum einen handelt es sich um einen offiziellen Standard (ANSI E1.31), zum anderen haben wir die Erfahrung gemacht, dass sACN etwas einfacher zu konfigurieren ist.

 

4) Ich möchte mein erstes Netzwerk einrichten, wie sehe ich ob mein Lichtsteuerpult netzwerkfähig ist. 

Hat das Pult eine Netzwerk-Schnittstelle kann man davon ausgehen, dass sie auch netzwerktauglich ist. Entweder hat das Pult eine RJ45 Schnittstelle, die man vom PC kennt oder einen Ethercon Anschluss, der speziell für den harten Bühnenalltag entwickelt wurde und viel robuster ist. Als Kabel werden Cat-Kabel (Cat5e, Cat6, Cat6e, Cat7) benutzt, wobei es auch hier speziell robuste Bühnen-Cat-Kabel gibt. 

 

RJ45

 

flxs_ethercon

 

5) Wie komme ich von meinem Pult auf die Scheinwerfer?

Heute haben die wenigsten Scheinwerfer einen Netzwerkanschluss. Normalerweise wird ein sogenannter Netzwerk-Node (manchmal auch als Gateway bezeichnet) eingesetzt, der auf DMX konvertiert.

 

netzwerk_1

 

6) Ein Node konvertiert vom Netzwerk auf DMX. Das ist alles?

DMX ist unidirektional dies bedeutet, dass das Steuer-Signal nur auf eine Richtung übertragen wird. Dementsprechend ist für DMX In- und Output klar durch den Steckverbinder definiert. Netzwerk sind bidirektional, das Signal kann auf beide Richtungen übertragen werden, dies auch gleichzeitig womit ein Node auch als DMX-Eingang genutzt werden kann. So kann z. B. ein Steuerpult ohne Netzwerkausgang in ein Netzwerk integriert werden. Oder ein Node kann in einer festen Installation als DMX In für ein Gastspielhaus eingesetzt werden oder aber als mobiler DMX-Ausgang.

 

Die meisten Node bietet auch viele Möglichkeiten wie mehrere DMX-Quellen im Netzewrk verwaltet werden können, z. B. Merging, über Prioritäten oder Umschalten und andere nützliche Konfigurationsmöglichkeiten. 

 

7) Von DMX kenne ich, dass Geräte adressiert werden. Gibt es dies in Netzwerken auch?

 

Ja, und hier wird es etwas komplizierter. 

 

Jedes Gerät im Netzwerk (und dies gilt auch für Steuerpult und Nodes) wird mit einer sogenannten IP Adresse und einer Subnet-Maske definiert. Es sprengt den Rahmen dieses Blogs um hier zu stark ins Detail zu gehen. 

Die Konfiguration von SACN entspricht den Regeln wie sie in ganz normalen Computer Netzwerken verwendet werden. Bei Art-Net wurde die IP Range und das Subnet in früheren Versionen vorgegeben, ist aber in der aktuellen Version Art-Net 4 auch frei wählbar.

 

Also, Tschüss DMX?

So, ist nun mit Netzwerken alles besser und einfacher? Nicht unbedingt. Netzwerk bringen auch eine Reihe von Nachteilen. Die Konfiguration ist im Vergleich zu DMX aufwändiger und fehleranfälliger. Die Verkabelung ist so wie wir arbeiten (d.h. eine Reihe von Scheinwerfer nebeneinander auf einer Traverse) einfacher als die sternförmige Verkabelung von Netzwerk (es gibt allerdings in der Zwischenzeit auch Endgeräte mit zwei Netzwerk-Ports). Gleichzeitig bieten Netzwerke auch Vorteile, wenn das Rig und damit die Anforderungen wachsen. Nicht nur für das Bündeln von DMX-Universen, sondern auch die Integrationen mehrere Steuerungen, von Apps oder Medien-Servern. 

 

Wir werden wohl noch eine ganze Weile ein Nebeneinander von DMX und Netzwerk sehen. Je nach Art und Grösse von Produktion kann eine reine DMX-Verkabelung auch noch über längere Zeit der richtige (sprich der effizienteste und preiswerteste) Weg sein. 

 

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