Die Geschichte der Clamps

Neulich hat ein Arbeitskollege während einer Kaffeepause vorgeschlagen, ich soll doch mal einen Blog über Scheinwerferhaken schreiben. Ich habe zuerst gelacht. Wir schreiben Blogs über die neuesten Technologien und moderne Ansätze für Lichtkonzepte aber einen Blog über etwas profanes und einfaches wie einen Montagehaken? “Aber ja”, erwiderte er, “praktisch jeder Scheinwerfer den wir verkaufen wird mit einem eingesetzt, aber kaum jemand denkt wirklich darüber nach”. “Das stimmt eigentlich, habe ich mir gedacht, meine Neugier war geweckt. Als erstes habe ich mal gegoogelt. Und tatsächlich, man findet etwas zu fast jedem Thema in der Welt des Bühnenlichts, zu Scheinwerferhaken hingegen fast nichts. Selbst das sonst allwissende Wikipedia weiss dazu kaum was. Höchste Zeit also diese Lücke zu füllen. 

 

Zur Geschichte

 

Fängt man mit den Nachforschungen einmal an, dann landet man schnell beim einfachen C Clamps. Etwas einfacheres und naheliegenderes gibt es ja eigentlich nicht. Ein gebogeneres Stück Flachstahl, mit einer Feststellschraube und einem Loch für eine Schraube und Mutter zur Aufhängung des Scheinwerfers. Oder doch nicht? Es zeigt sich, dass der klassische C Clamps gar nicht so alt ist wie man denken würde. Er wurde 1959 von der damaligen Strand Electric eingeführt und Strand hat für diese Innovation sogar einen Award gewonnen! Vorher wurde in Britischen Theatern mit sogenannten “L-Clamps” gearbeitet, eine aus heutiger Sicht unfassbar komplizierte Aufhängung mit zwei loosen Schrauben und Muttern.

 

strandlclamp_1958

 

Der Blick über den grossen Teich zeigt, dass es dort nicht viel einfacher war. In der vierten Edition (1958) von Stanley McCandless’ “A Method of Lighting the Stage” sind diese Aufhängungsarten aufgeführt.

 

 pipeclamp_mccandless

 

In der Zwischenzeit hat sich sehr viel getan und heute stehen dem Lichttechniker eine grosse Anzahl unterschiedlicher Clamps zur Auswahl. Einfacher wird die Wahl so nicht unbedingt, darum habe ich nachfolgend unsere meistverkauften Clamps für Standardrohre 1 1/2” (Durchmesser 48 mm) aufgeführt und deren Unterschiede erklärt. 

 

Was ist die Tragfähigkeit meines Clamps?

 

Der Montagehaken hat natürlich eine wichtige Funktion bei der sicheren Aufhängung eines Scheinwerfer. Zum Glück ist heute die Tragfähigkeit meist ausgewiesen, so dass man Aussagen wie diese selten findet: “Not technically rated for a given load, but we've yet to see one fail.” (Gefunden in einem Veranstaltungstechnik-Webshop). Aber Vorsicht, auch wenn ein Wert aufgeführt ist, muss man verstehen, was er genau bedeutet:

 

Typischerweise wird die Tragfähigkeit mit der Bezeichnung SWL (Safe Working Load) oder WLL (Work Load Limit) angegeben. Verwirrend? Glücklicherweise, können wir in dieser spezifischen Anwendung beide Begriffe als gleichbedeutend ansehen (immer vorausgesetzt, der Clamps wird auch so genutzt wofür er gedacht ist). 

 

SWL ist ein veralteter Begriff und in den aktuellen Vorschriften wird nur noch WLL angegeben, nach wie vor findet man aber SWL bei den technischen Angaben zu Clamps. Grundsätzlich gilt für SWL und WLL, dass für das Halten von Lasten über Personen der Montagehaken maximal mit der Hälfte des ausgewiesenen Wertes belastet werden darf. Dies bedeute konkret, dass der Scheinwerfer oder das Moving Light nicht schwerer sein darf als 50 % der angegebenenTragfähigkeit. Dies ist in DGUV V17 / Regel 215-313, der für die Veranstaltungstechnik in Deutschland relevante Vorschrift (die auch in der Schweiz angewandt wird) so festgehalten. Aber: “Arbeitsmittel, bei denen die Werte der Tragfähigkeit für das Halten von Lasten über Personen nachgewiesen sind, werden nach den Herstellerangaben eingesetzt”

 

Das ist zugegebenermassen immer noch ziemlich verwirrend und setzt einiges an Eigenverantwortung voraus. Wir empfehlen die entsprechenden Vorschriften und Regeln selber zu lesen, die von uns aufgeführten Hinweise sind nicht abschliessend, natürlich nicht rechtlich bindend und die Vorschriften ändern auch immer wieder. 

 

C-Clamps

 

Wie eingangs erwähnt ist der C-Clamps (oft auch als G-Clamps bezeichnet) die Urform des modernen Montagehaken. Einfach, simpel und preiswert. Nachteil ist, dass die Feststellschraube direkt auf das Gurtrohr drückt und so bei zu starkem Festziehen das Rohr beschädigen kann. 

Der C-Clamp ist explizit nur für die hängende Montage gedacht, Die Montage des Scheinwerfers stehend auf dem Rohr, oder horizontal abstehend vom Rohr ist nicht empfehlenswert. 

 

Twenty Clamp

 

Der Twenty Clamps ist im einem gewissen Sinn die Weiterentwicklung des C-Clamps. Klein und kompakt, aus Aluminium-Druckgruss mit einem etwas ausgeklügelteren Design. Das Feststellen erfolgt über einen Klemmwinkel auf den die Feststellschraube drückt. Dies hält so nicht nur besser als beim C-Clamp ist auch bedeutend rohrschonender.  Die Rohraufnahme ist im Gegensatz zum C-Clamp rund auf das Rohr angepasst und passt so perfekt auf 1 1/2”-Rohre, ist aber leider etwas kurz geraten, dass man nach dem Einhängen und vor dem Festziehen der Schraube aufpassen muss, dass man nicht versehentlich den Scheinwerfer durch eine unachtsame Bewegung vom Rohr stösst. Wie der Name impliziert ist der Twenty Clamps für eine Tragfähigkeit 20 kg WLL ausgelegt. Der Twenty Clamps ist nur für die hängende Montage des Scheinwerfers gedacht.

 

Slimline Quick Trigger Clamps

 

Der Slimline Quick Trigger Clamps hat sin in den letzten Jahren fast als Standardclamps etabliert. Häufig für schwere Moving Lights genutzt, findet man Ihnen auch bei kleineren Scheinwerfern. Er hat ein ähnliches Design wie der Twenty Clamp, ist deutlich robuster, aber auch grösser und schwerer. Er ist beliebt, weil er sicher am Rohr einhängt, gut festgezogen werden kann und sicher hält. Der Slimline Quick Trigger Clamps hat einen SWL von 100 kg.

 

Keine Montagehaken im eigentlichen Sinn, aber auch gebräuchlich sind die nachfolgenden beiden Typen. 

 

Super Clamps

 

Der Super Clamps ist die Universalwaffe für unterschiedlichste Anwendungen. Er passt ebenso auf Rohre mit Durchmesser von 15 - 55 mm wie auch rechteckige Aufnahmen mit Dicken von 13 - 30 mm. Da es sich nicht um einen Montagehaken handelt, hängt die Last erst dann sicher, wenn die Feststellschraube angezogen ist, was das Hängen etwas schwieriger macht. Die Montage des Scheinwerfers am Clamp erfolgt über einen 16 mm Zapfen. Der Superclamps ist mit 15 kg SWL ausgewiesen. 

 

Half Coupler

 

Der Half Coupler ist eine Rohrschelle bestehend aus zwei Halbschalen, die um das Rohr gelegt werden, mit einem Gelenk auf einer Seite und einer Feststellschraube auf einer Seite. Wie beim Superclamps ist das Hängen weniger sicher und wird für Scheinwerferaufhängung eher selten genutzt. Es ist eine gute Aufhängung an Orten mit wenig Platz durch seine kompakte Bauform. Half Coupler sind in vielen Ausführung für unterschiedlichste Lasten und Rohrdurchmesser erhältlich. 

 

Das ist nur eine kleine Auswahl von Montagehaken und Rohrschellen aus unserem Portfolio. Von den meisten aufgeführten Typen gibt es inzwischen auch Sonderformen für spezielle Anwendungen wie für kleinere oder grössere Rohdurchmesser (wie z.B. 2” Rohre die man häufig in grossen Theaterhäusern findet) oder unterschiedliche Tragfähigkeiten. 

 

Das Feststellen der Clamps erfolgt praktisch ausnahmslos über eine Feststellschraube, die werkzeuglos angezogen werden kann, was im Bühnenalltag auch absolut Sinn macht. Die bedeutet aber auch, dass zwingend eine Sekundärsicherung in Form eines korrekt dimensionierten und montierten Sicherungsseil nötig ist. Auf eine zusätzliche Sicherung (Sekundärsicherung) kann verzichtet werden, wenn die Befestigungseinrichtung eigensicher ausgeführt ist und nur mit Werkzeug zu lösen sowie gegen Selbstlösen gesichert ist.

Passende Blog Artikel

Innovation und Tradition: Die Neugestaltung des Schweizer Filmpreis-Bühnendesigns

Der Schweizer Filmpreis, ein jährliches Highlight im Frühjahr, wechselt sich zwischen den lebendigen Städten Zürich und Genf ab. Diese renommierte Veranstaltung feiert nicht nur herausragende Beiträge zum Schweizer Kino, sondern dient auch als Plattform für Innovation und Kreativität im Bühnendesign.