ImageCue - Ein Selbstversuch

Meine Welt ist ja in erster Linie das Licht. Wenn bei uns in der Firma das Thema Video auftauchte, hatte ich das bislang immer das Glück, das Problem an einen Kollegen mit grösseren Wissen weiterreichen zu können. In meiner Freizeit betreue ich einige Theatergruppen und auch dort konnte ich mich, mit wenigen Ausnahmen, vor Video drücken. Aber auch mir ist es nicht entgangen, dass der Wunsch immer häufiger auftaucht und dann oft daran scheitert, wie man es am einfachsten umsetzt, gerade mit einer Crew mit nur wenig technischem Wissen.

Powerpoint Shows kann zwar jeder machen, schränken aber doch sehr ein. Spezialisierte Programme wie Qlab können zwar mehr, setzen aber doch einiges Vorwissen voraus und wer bedient während den Vorstellungen diesen zusätzlichen Computer? Wäre es nicht toll, hätte man eine Box mit DMX Eingang und Videoausgang, auf die man seine Bilder und Videos laden könnte, die man dann einfach von vom Lichtpult her ansteuert?

Die Lösung meiner Träume?

Als ich dann zum ersten Mal vom ImageCue gehört habe und wir darüber sprachen, das Produkt in unser Verkaufssortiment aufzunehmen, schien es genau das Produkt meiner Vorstellungen zu sein. Aber ist es wirklich so einfach? Ich habe nun die ruhigeren Januartage für einen Selbstversuch genutzt, ImageCue, Laptop mit dot2 on PC und einen ArtNet Node eingepackt und bei mir zu Hause aufgestellt.

Der Aufbau

Das ImageCue Interface sieht schonmal vielversprechend aus. Klein und kompakt, etwa so gross wie ein Taschenbuch, mit DMX In/Out über XLR5pol-Buchsen, HDMI Anschluss, 2 USB-Ports für Content und als (kleinen) Wermutstropfen einen Anschluss für ein externes Steckernetzteil. Schön wäre hier ein integriertes Netzteil gewesen.

Der Aufbau geht sehr schnell. DMX-Steuerung per DMX-Kabel mit dem ImageCue verbinden, HDMI-Kabel zum alten Monitor, den ich zu Testzwecken aufgebaut habe. Schon kann es losgehen. Die DMX-Adresse wird über einen (leicht fummeligen) Multifunktions-Knopf eingegeben. Auf dem grossen Display ist die Einstellung bequem zu sehen. Neben den DMX-Einstellungen kann über das Display auch die Videoauflösung (standardmässig ist sie auf 1920x1080p 30Hz eingestellt) und der Stand Alone Modus eingestellt werden.

Die DMX-Ansteuerung

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Der Blick auf die DMX-Belegung zeigt, dass der ImageCue je nach Modus 12 - 14 DMX-Kanäle benötigt. Gar nicht so viele Kanäle, und auch für kleine Lichtsteuerung absolut machbar. Allerdings sind viele Funktionen auf die einzelnen DMX-Kanäle verteilt. Zum effizienten Arbeiten ist daher eine Lichtsteuerung mit einer gewissen Leistungsfähigkeit notwendig und das vorherige Erstellen von Presets hilft ungemein. Mit meiner MA Lighting dot2 onPC hat es aber wunderbar funktioniert. Es ist sehr nützlich, dass der Hersteller auf seiner Website bereits gut vorbereitete Fixture Libraries zur Verfügung stellt, deren Download ich absolut empfehle (neben MA gibt es auch Files für Zero 88, Avolites und ETC).

Das Funktionsprinzip ist ähnlich wie bei grossen Medienservern. Bilder und Videos sind in einer Ordnerstruktur auf dem USB Stick abgelegt. Mit einem DMX-Kanal wird der Ordner aufgerufen, mit einem Zweiten das File. So können mit zwei DMX-Kanälen rechnerisch rund 65000 Bilder und Videos aufgerufen werden, mehr als genug auch für grosse Shows. Mit den weiteren DMX-Kanälen kann der Content auf die Bedürfnisse der Show angepasst werden.

Der Dimmerkanal funktioniert genauso wie man es sich gewohnt ist. Mit ihm wird die Helligkeit der Projektion angepasst und der Content kann ein- oder ausgeblendet werden. Der Kanal für die Zeit dient der Überblendung von Bilder und Videos. Es ist dabei möglich, zwischen statischen Bildern und zwischen Bild und Video zu überblenden, leider aber nicht zwischen Videos. Die Funktionsweise des Zeitkanals ist leicht gewöhnungsbedürftig. Es werden zwei DMX-Kanäle zu einem 16-Bit Kanal kombiniert und jeder DMX-Schritt bedeutet dabei 1/10 Sekunde. So sind Überblendungen bis max. 109 Minuten möglich (256 x 256 x 1/10 Sekunden). Bei meiner dot2 sind die Überblendzeiten bereits in der Library hinterlegt. Muss man die Werte hingegen manuell eingeben, ist es leider etwas umständlich.

Mit den Kanälen für RGB und die Farbsättigung kann der Content nach eigenem Wunsch eingefärbt werden. Daneben stehen einige Kontrollkanäle zur Verfügung, die das Verhalten von Playbacks und Farben beeinflussen.

Im Gegensatz zu grossen Medienservern kennt ImageCue keine Layer im eigentlichen Sinne. Der Content ist nur auf einem Layer. Immerhin kann mit der Overlay Funktion ein Bild über ein anderes Bild oder Video gelegt werden. Dazu wird der transparente Hintergrund eines PNG Files genutzt, um z.B. einen Schriftzug über einem Hintergrund anzuzeigen.

Programmierung

Zum Testen habe ich mir eine kleine Cue Liste erstellt. Ganz einfach, drei Cues mit zwei Bildern und einem Video und jeweils einer Überblendzeit. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass die Fadezeiten in der Cue Liste auf 0 Sekunden gesetzt werden müssen (Die Überblendzeit wird, wie oben erklärt, durch einen eigenen DMX-Kanal definiert).

Content

ImageCue wird mit einer schönen Auswahl an statischen Bildern und Abläufen ausgeliefert. Das ist für viele Anwendungen bereits ein guter Anfang. Aber natürlich wird es erst richtig spannend, wenn man eigene Inhalte abspielen kann. Das geht selbstverständlich und hat bei mir auf Anhieb geklappt. Allerdings gibt es einige Punkte zu beachten. Es werden nur einige Formate unterstützt (JPG und PNG sowie H264). Der Hersteller bietet aber Tools an, mit denen eine Konversion sehr einfach ist. Auch muss bei der Namensgebung aufgepasst werden und die Namen der Files müssen nach einem bestimmten System vergeben werden.

Audio

Seit 1.0.1.8 unterstützt die Software auch Audio, was ich allerdings nicht ausprobiert habe. Audio wird über den HDMI Ausgang ausgegeben und kann dann mit einem HDMI Extractor auf ein Audiosystem geführt werden.

Fazit

Für knapp unter 1000 Franken hat man mit dem ImageCue einen kleinen aber feinen Medienserver, der sicher seinen Platz im Markt finden wird. Schön, dass er klein genug ist um ihn einfach mitzunehmen. Die Software kann genug für die meisten kleineren Anwendungen, ohne dass man sich mit allen möglichen Programmier- und Schnittstellenproblemen einer PC-Lösung rumschlagen muss. Das Abrufen über DMX geht problemlos.

Die Arbeitsweise unterscheidet sich von der Ansteuerung von Scheinwerfern. Bei der Auswahl von Bildern und Video müssen die Vorgaben des Herstellers klar eingehalten werden. Hat man das Ganze allerdings erst einmal verstanden, geht es sehr einfach.

Ich selber bin begeistert und mir hat dieser nachweihnächtliche Selbsttest sehr viel Spass gemacht. Ich glaube, dass ich mit dem ImageCue doch noch Freude an der Arbeit mit Video finde (Wer hätte das gedacht!). Es macht einfach Spass, direkt über die DMX-Steuerung Bilder und Videos abzurufen und so in eine Show zu integrieren. Ich freue mich darauf, bei nächster Gelegenheit die Möglichkeiten in der Praxis zu testen.

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